»Wir sind eine große Familie hier in Hamburg «

Streetwear ist auch 2016 in aller Munde. Ob nun Veteranen wie Stüssy, die etwas Jüngeren A Bathing Ape oder auch die Wiederkehr von Dready – all diese Labels und viele weitere, auch klassische Modemarken, tummeln sich im Becken, wenn es darum geht, modische Street Credibility an den Mann und an die Frau zu bringen. Dazwischen gibt es immer wieder kleine Perlen – wie zum Beispiel Mojo von Andre Gießelmann aus Hamburg. Im Interview spreche ich mit Andre über seinen eigenen Store auf der Schanze, Hip Hop Styles aus den 1990er Jahren, die 2016er Streetwear Kollektion – und seine Qualitäten am Mic.

Alf: Ende Dezember war es soweit: Deine 2016er Kollektion wurde im Mojo Store vorgestellt und war noch vor dem Jahreswechsel im Online-Shop. Welches Feedback hast du bisher auf den Store und deine neue Kollektion bekommen?

Andre Gießelmann | Mojo | Streetwear aus Hamburg | Made in Europe | Foto: Ben Hammer | GROSS∆RTIGAndre: Ja, es hat mich sehr gefreut den Release hier in Hamburg im Mojo Store zu machen. Normalerweise kommen die neuen Sachen zur gleichen Zeit auch online raus, aber es war etwas Besonderes, da wir unseren ersten Flagship-Store erst vor einem halben Jahr eröffnet haben und Bock auf ein Event hatten. Das Feedback war durchweg positiv und die Kunden schätzen den Store sehr, nachdem wir jetzt seit 2008 mit dem Label online auf dem Markt sind. Die neue Kollektion ist ein Stück weit erwachsener geworden. Das merkt man auch an der Kundschaft. Trotzdem wollten wir gerade auch mit dem Schriftzug einen Blick zurück werfen – nämlich auf die Hip Hop-Styles der 1990er Jahre. Das waren prägende Zeiten für mich und ich bin ein großer Fan der Styles in diesen Jahren.

Alf: Gab es eine Marke oder einen Act, der dich in den 1990er Jahren besonders geflasht hat?

Andre: Von Karl Kani über Fubu bis Southpole habe ich alles getragen. Die Pants schön Baggy-Style und der Hooded zwei Nummern zu groß. Musikalisch dazu natürlich die goldene Deutsch-Rap Ära mit Eins Zwo, Fünf Sterne, Stieber Twins und Co. Ich habe mich damals auch am Mic versucht, aber das war dann doch eher sehr schlecht. Zum Glück habe ich das recht schnell gemerkt.

Alf: Was war dir für die aktuelle Kollektion wichtig?

Andre: In erster Linie wollten wir unsere Produktpalette erweitern ohne von unserem Standpunkt, fair in Europa zu produzieren, abzurücken. Das ist bei Shirts und Sweats in limitierter Auflage kein Problem. Kommen dann aber kleine Auflagen an Hemden, Jacken oder Pants dazu, wird es schwieriger. Gerade weil wir sehr viel Wert auf Stoff, Farbe und Details legen. Da ist man in Europa schon ein wenig eingeschränkt. Umso glücklicher bin ich mit dem Ergebnis. Wir haben letztendlich viele neue Styles dabei, die sich alle sehr gut miteinander kombinieren lassen.

Mojo | Streetwear aus Hamburg | Made in Europe | 2016er Kollektion | Foto: Walter Wim Glöckle | GROSS∆RTIG

Alf: Welche Stück ist dein liebstes aus der Kollektion?

Andre: Mein Favorit ist die Jacke „Trooper“ – ultra dicker Stoff, mega warm und durch den Kragen und den kleinen Mojo-Stick viel eleganter als die klassische College-Jacke. Ebenfalls ein Favorit ist die schwarze Cord-Cap Trooper. So in der Form auch noch nie gesehen.

Alf: Wo findest du die Stoffe, aus denen deine Kollektion gemacht ist?

Andre: Es sind ja zum größten Teil Baumwollstoffe, die wir ebenfalls in Portugal herstellen lassen. In Zukunft will ich aber noch viel mehr in die Haptik von Stoffen investieren und Neues ausprobieren. Darauf liegt auch gerade der Fokus im Streetwearbereich.

»Nichts sollte ablenken oder den Blick abschweifen lassen«

 

Alf: Das Lookbook zur Kollektion ist wieder sehr gelungen. Fotografiert hat das ja Walter Wim Glöckle, mit dem du schon länger zusammenarbeitest. Was war euch diesmal wichtig, vielleicht auch im Vergleich zu „Paradise Gone“?

Andre: Eine gute Frage, denn das Lookbook zur „Paradise Gone“-Kollektion und auch das tolle Video von Paul Pack war jedem Kunden noch vor Augen. Diesmal war uns wichtig den Fokus auf die Produkte zu legen. Nichts sollte ablenken und den Blick abschweifen lassen. Ein cleaner, aber auch sehr spannender Ort sollte her und den haben wir wirklich direkt vor der Haustür hier in Hamburg gefunden.

Mojo | Streetwear aus Hamburg | Made in Europe | 2016er Kollektion | Foto: Walter Wim Glöckle | GROSS∆RTIG

Mojo | Streetwear aus Hamburg | Made in Europe | 2016er Kollektion | Foto: Walter Wim Glöckle | GROSS∆RTIG

Alf: Im Gegensatz zu nahezu allen anderen Streetwear-Labeln ist dir Nachhaltigkeit wichtig. Auf was achtest du und warum ist dir das Thema wichtig?

Andre: Seitdem ich mich vor ein paar Jahren näher mit dem Thema befasst habe und mir dann auch sicher war, dass ich in der Branche meine Brötchen verdienen will, war mir wichtig zu wissen woher meine Kleidung kommt. Ich finde das spannend und auch die Entwicklung zu nachhaltig produzierter und stylischer Streetwear ist noch lang kein großes Thema. Natürlich fängt jeder erst einmal an sein Logo auf ein „eingekauftes“ Rohshirt zu drucken und dann kommt irgendwann die Frage nach dem Schnitt, der Stoffauswahl, Grammatur und auch der Qualität. Dann geht es um die Frage, wo man produzieren soll. Mir ist es persönlich einfach sehr wichtig, dass ich weiß wo meine Ware herkommt, dass der Stoff fair produziert ist, die Arbeiter gut bezahlt sind und unter fairen Bedingungen arbeiten. Das wunderbare Gesamtpaket habe ich in Portugal gefunden, wo ich gern vorbeikommen kann und es irgendwie familiär zugeht. So ist es ja auch bei Mojo: Wir sind eine große Familie hier in Hamburg :)

Alf: Du würdest dich aber selbst nie als Grünes Label bezeichnen, oder?

Andre: Nein, ich finde es aber wichtig darauf aufmerksam zu machen, wo und wie wir produzieren – made in Europe.

»Mein Rücken freut sich … !«

 

Alf: Du legst zudem Wert auf Handarbeit – wie sieht das konkret aus?

Andre: Total, denn bis vor 1,5 Jahren habe ich jedes einzelne Teil von Hand bepinselt. Ganz oldschool mit Textilfarbe, Schablone und Borstenpinsel. Auf Siebdruck hatte ich keine Lust, denn das hat ja irgendwie jeder gemacht. Sieben Jahren und zwei Bandscheibenvorfälle später denke ich mir manchmal, was für ein Idiot ich doch war :) … das hätte man auch einfach haben können. Aber dieser Handpainted-Style ist ja auch die Geschichte hinter Mojo und hat uns von der Konkurrenz abgehoben. Es werden auch weiterhin einzelne limitierte Teile von Hand bemalt, aber ich bin schon froh die Kollektion jetzt alle komplett in Portugal zu produzieren. Mein Rücken freut sich … !

Mojo | Streetwear aus Hamburg | Made in Europe | 2016er Kollektion | Foto: Walter Wim Glöckle | GROSS∆RTIG

Mojo | Streetwear aus Hamburg | Made in Europe | 2016er Kollektion | Foto: Walter Wim Glöckle | GROSS∆RTIG

Die aktuelle Kollektion von Andre findet ihr natürlich im Online-Shop von Mojo und auf der Schanze, Kampstrasse 11, in Hamburg. Reinschauen lohnt sich!

Mojo | Streetwear aus Hamburg | Store | Schanze | Made in Europe | 2016er Kollektion | Foto: Ben Hammer | GROSS∆RTIG

Text/Interview: Alf-Tobias Zahn
Fotos: Pascal Kerouche (Porträt), Walter Wim Glöckle (Lookbook) und Ben Hammer (Store)

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