Zugegeben, an Strickbekleidung denkt man vor allem bei kalten Temperaturen, die uns momentan wieder überraschen. Bei grauem wetterlichen Allerlei braucht die Seele für die gute Laune etwas gegen tristes Grau in Grau. Wenn der Strick dann mit so wundervollen Farben wie beim Berliner Label THE KNIT KID von Sabrina Weigt besticht, ist es fast egal, ob es nun kalter Winter oder warmer Sommer ist.
Wann hast du THE KNIT KID gegründet und welche Idee verfolgst du mit deinem eigenen Label?
Ich habe THE KNIT KID direkt nach meinem Bachelorabschluss gegründet, da ich wusste, dass ich noch ein Jahr Zeit bis zum Masterstudium haben würde und dieses Jahr mit etwas Produktivem verbringen wollte. Ich habe nicht wirklich vorgehabt ein Label zu gründen, sondern wollte die Sachen, die ich gestrickt habe einfach präsentieren und schauen wie es ankommt. Da das Kind einen Namen brauchte, wurde THE KNIT KID geboren.
Wie entstehen deine Kreationen, die sich vor allem durch zarte Pastelltöne, fröhliches Colour Blocking, spannende Übergänge oder dezente Akzent auszeichnen?
Im Grunde komplett intuitiv. Im Studium habe ich recht kopflastig gearbeitet, vorgegebene Themen zum Teil zu ernst genommen und versucht sie möglichst sinngemäß in die Mode zu übertragen. Nach dem Studium habe ich dann erst einmal den angestauten Ideen Raum gegeben sich zu entfalten. Ich habe die ersten Stücke auch nie als zusammenhängende Kollektion gesehen.
Für deine Kollektion verwendest du hochwertige Materialien wie Kaschmir, Merinowolle, Seide, Baumwolle, Alpaka und Mohair. Von wem beziehst du diese Materialien?
Ich habe noch keinen festen Lieferanten oder eine bestimmte Quelle. Wenn ich ein Garn entdecke, dass mir gefällt und meinen Qualitätsansprüchen gerecht wird, schlage ich zu. Das ist mal mehr, mal weniger. So entscheidet sich auch ob ein Teil ein Unikat ist oder ob es noch ein paar mal nachgestrickt werden kann. Langfristig ist das natürlich keine Lösung.
Einige deiner verwendeten Materialien sind auch Fairtrade oder GOTS-zertifiziert – du hast dich aber dagegen entschieden, dies offensiv zu vermarkten. Weshalb?
Um es offensiv zu vermarkten, sollte das Statement ein bisschen klarer sein als “Einige der Garne sind es, andere nicht”. Entweder oder. Ich habe nicht vor, das Label in eine Schublade zu stecken, selbst wenn es eine positive gewesen wäre. Ich möchte mich nicht von vorne herein einschränken, sondern mit den Erfahrungen wachsen. Nachhaltigkeit und Fairness der Natur, den Tieren und Menschen gegenüber sind sehr wichtige Themen in der Mode, die viel Beachtung bekommen und mit denen es sich dadurch auch gut werben lässt. Ob Zertifizierungen wirklich alle halten was sie versprechen und ob nicht eventuell ein Garn, dass zwar unzertifiziert ist, trotzdem ökologischer sein kann als manch zertifiziertes habe ich für mich noch nicht geklärt.
Im Moment arbeite ich zum Beispiel an ein paar Modellen für das Projekt “Schafpate” von OPAL (Tutto GmbH). Bei diesem Projekt werden Wanderschäfer auf der schwäbischen Alb unterstützt. Mit dem Resultat, dass ihre Schafe auf Dauer eine hochwertigere Wollequalität tragen und der Schäfer höhere Preise erzielen kann. Für das Schafpatengarn wird die Wolle in der Bremer Woll-Kämmerei AG und der Zwickauer Kammgarn GmbH weiterverarbeitet und schließlich entsteht im Strickerei-Städtchen Hechingen OPAL Pullover- und Sockenwolle.
Auf Grund solcher Informationen habe ich das Gefühl mit einem hochwertigen Produkt zu arbeiten und kann gut auf jegliche Zertifizierungen verzichten. Ich denke, in jedem Fall ist es gut sich zu informieren und bewusst zu kaufen. Dabei können Siegel helfen, dennoch sollte man ihnen auch nicht blind vertrauen und ebenso sollte man “siegelfreie” Produkte nicht stur ignorieren.
Was können wir von THE KNIT KID 2013 erwarten?
Es stehen ein paar interessante Projekte auf dem Plan. Ob das alles klappt steht dennoch in einem anderen Buch und so hülle ich mich derzeit noch in Schweigen.
Intro: Alexandra Zhovtenko
Interview: Alf-Tobias Zahn
Fotos: Swantje Neubohn