What you should care about (when it comes to fashion) – The Superfluous Culture aus Montréal stellen die richtigen Fragen

In den letzten Tagen fiel es mir ungemein schwer, wieder mit dem Schreiben zu beginnen. Dies lag nicht an exzessiven Fest- und Feiertagen, sondern vor allem an #JeSuisCharlie und #JeSuisAhmed, den Ereignissen in Paris. Eine unfassbare Katastrophe, die ich mit schweren Gedanken im Kopf im Liveticker und in Nachrichtensendungen verfolgte und die mich ungläubig zurücklassen. Eine Katastrophe, die nach vollständiger Aufklärung schreit, die aber angesichts von 15 Toten, inklusive den mutmaßlichen Attentätern, sehr schwer durchführbar sein wird. Eine schreckliche Vorstellung. Mir erschien das Schreiben über Mode in diesem Moment ungemein nichtig, vernachlässigbar, unbedeutend. Umso wichtiger war es mir für den Start in diesem Jahr über ein Label zu schreiben, das nicht einfach „nur“ Grüne Mode produziert, sondern sich um die Zusammenhänge im Leben, im täglichen Handeln bewusst ist und dadurch selbst bei den häufig so nachdenklichen und ethisch korrekten Grünen Modelabels heraussticht. The Superfluous Culture aus Montréal, Kanada, macht genau diesen Unterschied aus.

Dem Label geht es neben der Mode vor allem um die Auseinandersetzung damit, woher die eigene Kleidung stammt und was davon eigentlich überhaupt benötigt wird. Wer kennt nicht die Situation, vor einem prall gefüllten Kleiderschrank zu stehen, Stapel an schon länger nicht mehr getragenen Klamotten zur Seite zu räumen, um dann an die eigentlichen Lieblingsstücke, die essentials heranzukommen? Was ist wirklich notwendig, was ist wirklich wichtig? Mit dieser Frage will uns Superfluous konfrontieren.

2010 startete Designer Adam Taubert sein Unisex-Label mit der Idee, vor allem langlebige und zeitlose Mode zu entwerfen. Dabei ist im Montreal als Produktionsort besonders wichtig, entstehen doch knapp 80 Prozent aller Kollektionsteile in einem Umkreis von 10 Kilometern um das Atelier von Superfluous. Die Materialien stammen wiederum sowohl aus Kanada als auch dem Ausland, wobei auf Natürlichbelassenheit und ethischer Weiterverarbeitung geachtet wird. Alle Teile des Labels werden von Hand gefertigt.

»Klar Linie, klare Ästhetik«

In der aktuellen Herbst/Winter 2015 Kollektion geht Taubert einen Schritt weiter und öffnet sich für die beiden Geschlechter. Männer und Frauen werden sich auf Anhieb zurechtfinden, weil nicht mehr als Unisex sein muss (wobei ein Großteil der Kollektion natürlich sowohl von Männer als auch Frauen getragen werden kann). Verwendet werden Baumwolle, Leinen, Hanf und Bambus. Das sieht man der Kollektion glücklicherweise nicht immer an, da Taubert eine sehr klare Linie und Ästhetik erfolgt – egal, ob dies nun Schals, Hosen, Oberteile oder einen Kissenbezug betrifft.

In Anbetracht einer kleinen Auflage und der lokalen Produktion bewegt sich Superfluous in einem sehr angemessenen Preissegment. Ab 46 $ sind die ersten Teile wie das Dreadband zu erstehen, das zweifarbige Longsleeve für 176 $ zu bekommen und alle höherpreisigen Superfluous-Exemplare sowieso nur für sehr besondere Anlässe wirklich kleidsam.

Text: Alf-Tobias Zahn
Fotos: The Superfluous Culture

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