An ihr laufen viele Fäden zusammen – zwischen Ost und West, zwischen Kreuzberg und Schöneberg. Benannt wurde sie – die Yorckstraße – nach dem preußischen General Ludwig Yorck von Wartenburg. Charakteristische Merkmale sind vor allem die Yorckbrücken, die den öffentlichen Nahverkehr über sich und die Autos unter sich ergehen lassen müssen. Alle, die in Schöneberg Naherholung wollen, flüchten schnell über die vierspurige Straße in den Gleisdreieckpark, der in den letzten Jahren ausgebaut und spürbar von den Menschen angenommen wird. An der Yorckstraße kann man auch die fortlaufende Entwicklung der Stadt festmachen. Ein Beispiel dafür ist die Berliner Kneipe „Zum Umsteiger“, die auch dem Tagesspiegel schon einen ausführlichen Bericht Wert war.
Alt- trifft Neu-Berlin – „schön“ ist anders
Zwischen Fit/One, einem dieser modernen Fitnesstempel auf zig Etagen und einem obligatorischen Rewe Supermarkt mit Tiefgarage steht das schmale Haus wie ein Relikt aus einer anderen Zeit, wie auch Christoph Stollowsky in seiner Reportage schreibt. Nichts passt hier zusammen. An der Umzingelung des Gebäudes zeigt sich die oftmals in Berlin zu sehende Unvereinbarkeit von Alt- und Neu-Berlin. Ohne Worte benutzen zu müssen erzählt dieser kleine Ausschnitt von unsensibler Stadtplanung und -entwicklung, von alten und neuen Gewohnheiten, von Bedürfnisbefriedigung und Selbstoptimierung.
Gedenken und Gedanken im Alter St.-Matthäus-Kirchhof
Geht man einige Schritte rund um den Schöneberger Teil der Yorckstraße, gelangt man nach wenigen Minuten im Alter St.-Matthäus-Kirchhof. Der Friedhof wurde am 1856 eingeweiht und gehört zur St.-Matthäus-Gemeinde, die im so genannten Millionärsviertel liegt – eine in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts der wohlhabendsten Gegenden in Berlin. Der Friedhof ist nicht nur Ruhestätte für zum Beispiel die Gebrüder Grimm, sondern ist auch ein Ort für viele Gedenkstätten. Auf dem Kirchhof gibt es einen Ort des Gedenkens und der Bestattung für Menschen mit HIV und AIDS in Berlin sowie den Garten der Sternenkinder – eine Ruhe- und Gedenkstätte für Fehlgeburten, Totgeburten und Babys, die während oder kurze Zeit nach der Geburt gestorben sind. Eingebettet in den Wohn- und Lebensbereich der Schöneberger ist der Alter St.-Matthäus-Kirchhof ein wirklich schöner Ort, um nicht nur zu Gedenken, sondern seinen eigenen Gedanken freien Lauf zu lassen.
Alles und Nichts auf dem Wochenmarkt Crellestraße
Auf unserem Rundgang kamen René und ich natürlich auch über den Wochenmarkt Crellestraße. Entgegen dem Wochenmarkt am Maybachufer ist dieser, direkt an der S-Bahn Station Yorckstraße gelegen, nicht wirklich einen Besuch Wert. Eingezwängt zwischen Gleisen und Straßen, gesäumt von zu vielen Menschen auf wenig Raum und an regnerischen Tagen matschig durch und durch ist dieser Wochenmarkt keiner zum Verweilen. „Schnell durch“, mag man meinen – aber so einfach ist das gar nicht. Während man sich dicht an dicht durch die schmalen Gänge schiebt (oder schieben lässt), bündeln sich die Gerüche rund um die Nase. Plastik, billiges Leder, Fisch, Gemüse – alles zu viel auf diesen wenigen Quadratmetern. Wer flanieren will ist hier falsch, wer das Billigste vom Billigen sucht wiederum genau richtig.
Outfit:
- Jacke: JECKYBENG
- Hoodie: Hafendieb
- Denim: ARMEDANGELS
- Socken: Dedicated
- Sneakers: Wado
Text: Alf-Tobias Zahn
Fotos: René Zieger