Nein, ich bin nicht auf der Feststelltaste hängen geblieben. Nein, ich will auch WE ARE NATURE auch nicht ins Gesicht schreien. Designerin Svenja Hoffritz hat das so gewollt, mit den Großbuchstaben im Titel ihres Sweaters. Auf dessen Rücken ist ein wunderbares wie wahres Gedicht von Svenja abgedruckt, die sich von Andy Goldsworthy inspirieren ließ. Das Gedicht thematisiert uns und unser Verhältnis mit der Natur und ist damit aus meiner Sicht aktueller denn je. In seinen künstlerischen Arbeiten, die er immer in einem Natur-Kontext setzt, geht um die Bewusstmachung von Vergänglichkeit. Er selbst sagt, dass ihm gar nicht um Kunst ginge: „Es geht nur um das Leben und die Notwendigkeit zu verstehen, dass eine Menge Dinge im Leben nicht lange Bestand haben.“ Mit diesen begrenzten Ressourcen werden wir in diesem Jahr immer wieder konfrontiert. Aus dem Klimawandel wird die Klimakrise, aus der Schulbank am Freitag wird „Fridays for Future“ in unseren Städten, aus der CSU wird plötzlich der Gralshüter des Ökologischen und die Grünen sind 2019 mehrheitsfähig, aus Urlaub im Süden ein ungewohntes Gefühl namens Flugscham. Der Satz, mit dem Svenja ihre eigene Auseinandersetzung begann, lautet: „When we say that we have lost our connection to nature, we’ve lost our connection to ourselves!“
WE ARE NATURE
Svenja Hoffritz
We are just tiny little pieces
in the circle of connection
Nobody really cares
if we got lost in disconnection
The rest will just continue
to follow natures path
while we will disappear
in the illusion of being
irreplacable
Setzt man Svenjas Text in den aktuellen Bezug, sollte uns allen bewusst sein, dass wir im planetaren Gesamtkontext wirklich nur sehr kleine Lichter sind. Die Diskussionen, die aktuell vor allem über Maßnahmen geführt werden, die den Klimaschutz weiterbringen würden, aber nicht implementiert werden, gehen meistens am eigentlich Kern vorbei. Ob Klimaschutz und Wirtschaft vereinbar sind, ob der Elektromotor besser als der Diesel ist, ob eScooter die Mobilitätswende einleiten – das ist vollkommen egal, solange wir Menschen denken, wir seien das Nonplusultra. Die Natur wird uns überleben, unabhängig von unserer eigenen Zerstörungskraft.
Wir sind nur kleine Lichter im planetaren Zusammenhang – und Klimaschutz am Ende reiner Selbstzweck
Gehen wir demnach mit unserer Umwelt und der Natur pfleglich um, hilft es letztlich vor allem uns selbst, unsere Zeit auf der Erde noch so erträglich wie möglich zu gestalten. Klimaschutz aus reinem Selbstzweck – diese egoistischen Züge müssten uns und unserer Gesellschaft doch eigentlich gut stehen, oder?
Danke an Svenja Hoffritz für den Gedanken anregenden und Diskussionen auslösenden Sweater sowie JAN ‚N JUNE für die sehr bequeme Lounge Pant!
Text: Alf-Tobias Zahn
Fotos: René Zieger