Erika-Hess-Eisstadion

Zum Abschluß des Jahres haben René und ich noch ein kleines Schmankerl für Euch. Kurz vor Weihnachten nahmen wir uns noch einmal einen Abend Zeit, um das Jahr 2016 noch mit einer neuen Folge „Z² – Zahn und Zieger unterwegs“ ausklingen zu lassen. Diesmal verschlug es uns in den Berliner Norden und in das Erika-Heß-Eisstadion. Dank der sehr freundlichen Kassiererin im Eingangshäuschen durften wir als 2 halbe Erwachsene uns ein Bild der „kleinen Perle“ unter den Berliner Stadien machen – und wurden nicht nur freundlich empfangen, sondern auch freundlich wieder hinauskomplementiert. Doch jetzt erst einmal eins nach dem anderen.

In den Abendstunden zogen René und ich los und es verschlug uns in den Wedding – der, der schon so oft als die „kommende“ Gegend Berlins betitelt wurde, dass man es kaum mehr hören mag und der, das gebietet die Ehrlichkeit, immernoch nicht da ist. Von vielen geliebt, von vielen nicht gemocht. Der Wedding, bei aller Kontroverse, beherbergt ein wirkliche Sehenswürdigkeit des Berliner Alltags, die man gesehen haben sollte. Nicht umsonst wird das nach der ehemaligen Weddinger Bezirksbürgermeisterin benannte Erika-Heß-Eisstadion als „kleine Perle“ der Berliner Eisstadien bezeichnet. Das Stadion samt Außenoval wurde 1967 gebaut und 1987 posthum nach Erika Heß, der Mutter vom Wedding, benannt. Trotz ihrer nur kurzen Amtszeit war die Sozialdemokratin äußerst beliebt, brillierte durch rhetorisches Geschick und war nah dran an den Menschen.

Die öffentliche Eisfläche wird von Groß und Klein gleichermaßen geliebt, da die Eismeister nicht nur im Stadion des F.A.S.S. Berlin auf die Eisqualität achten. Die Atmosphäre ist familiär und ungezwungen – etwas, das nicht mehr so selbstverständlich in Berlin ist, aber für viele noch für das „alte“ Berlin steht und uns immer wieder erfreut, wenn wir diese Atmosphäre an Orten entdecken, die abseits der touristisch ausgetretenen Pfade liegen. Während wir unseren Blick über das Oval streifen ließen, fuhren Jugendliche und junge Erwachsene, Singles und Paare, Eltern und Kinder über das Eis – mal schnell, mal langsam, mal ganz konzentriert auf das Rundendrehen, mal ganz versunken in das Gespräch mit der besten Freundin oder dem Freund. Während es außen standesgemäß eine Pommesbude mit 1-Euro-Kaffee gibt, gingen unsere Herzen im Inneren des öffentlichen Bereichs mit Blick auf den Schlittschuhverleih auf.

Im Innenbereich gab es nicht nur viele niedrige Bänke, die man noch aus der eigenen Schulzeit oder aus anderen öffentlichen Sporthallen kennt, sondern eben auch den Schlittschuhverleih, der an unserem Abend erst gegen 21:25 Uhr, kurz vor Schließung des Stadions, seine Tresen schloß. Neben den aktuellen Schlittschuhmodellen, ausgeleuchtet in ganz prächtigen Farben, die ideal für unseren Shoot waren, wird aber auch an die Vergangenheit erinnert. In einem eigenen Fenster stehen mehrere Vorläufermodelle der aktuellen Schlittschuhgeneration, die an die Anfänge des Laufens auf Eis erinnern. Besonders gut fand ich die doppelkufigen Modelle für Kinder, auf denen sicherer Stand selbst auf Eis zum Üben kein Problem ist. Diese hätte ich mir für mich auch gewünscht, denn, ob ihr es glauben wollt oder nicht, ich bin ein wahres Gleichgewichtsgenie – nicht! Lasst mich auf ein Brett (mit oder ohne Rollen darunter) und ich komme die Straße entlang oder den Berg hinunter. Stellt mich auf Inliner oder Kufen – und ich bin hoffungslos verloren. Der Pächter des Schlittschuhverleihs im Erika-Heß-Eisstadion schüttelte den Kopf bei meiner Frage, ob es denn die Doppelkufen für Erwachsene gäbe – und verwies auf die Eismaschine, die am Ende des Abends noch einmal das Eis präpariert, auf die ja aufsteigen könnte, um doch noch einmal bei dieser Tour auf dem Eis gewesen zu sein.

Doch bevor wir kurz vor dem Feierabend der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter die alles entscheidende Frage stellen konnten, verging noch etwas Zeit, die wir uns im Stadion selbst vertreiben konnten. Dort wurde, wie an vielen Abenden, trainiert. Duddelte draußen schöne Radiomusik durch die Boxen, wurden wir im Innenraum des Stadions mit Eiskunstlaufmusik willkommen geheißen. Neben klassischen Stücken und 90er-Jahre-Eurodance hörten wir aber auch den guten alten Howard Carpendale heraus. Die Halle wird hauptsächlich vom F.A.S.S. Berlin für die Heimspiele der Herrenmannschaft genutzt. Das Stadion fasst gute 2.800 Menschen und hat 1.400 Sitzplätze. Das Oval ist eng, heimelig, nett – trotz 11 Grad Innentemperatur, die uns aber noch den Aufnahmen außen schon wohlig warm vorkamen. Die Zuschauertribüne geht bis an die Bande heran, von der eher wir von den Trainingsgästen beäugt wurden als andersherum, als wir nach dem ersten Outfit draußen und dem zweiten Outfit im Innenbereich noch einige Detailaufnahmen in der Halle des Erika-Heß-Eisstadion aufgenommen haben.

Nachdem die Zeiger bereits auf 21:15 Uhr standen, begaben sich René und ich wieder an die öffentliche Eisfläche und harrten den letzten Minuten des Abends im Erika-Heß-Eisstadion, um doch noch auf das Eis zu kommen. Während ich im Innenbereich den Pächter gerade fragte, an wen wir uns denn wenden müssten, um noch einmal ohne Schlittschuhe auf das Eis zu kommen, hörten wir folgende Durchsage:

„Wir schließen in wenigen Minuten. Wir wünschen einen guten Nachhauseweg – und von den beiden Herren mit der Kamera würden wir gerne noch wissen, was sie da eigentlich so machen!“

Da standen wir das einzige Mal an dem Abend leicht teilnahmslos, wir würden sagen unscheinbar, am Rand des Ovals, und schon wurden wir „entdeckt“. Einer der Securities kam auf uns zu, wir wechselten einige wirklich nette Sätze und wussten am Ende des maximal zweiminütigen Gesprächs, dass wir heute nicht mehr dieses eine Foto bekommen werden – mit mir auf dem Eis oder auf der Eismaschine. Danach machten wir uns von dannen und auf den Rückweg nach Neukölln. Während wir noch durch die klirrend kalte Nacht streiften, hielt diese noch eine kleine Überraschung für uns bereit:

Text: Alf-Tobias Zahn
Fotos: René Zieger

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