„Jux“ bedeutet umgangssprachlich etwa „Witz“ oder „Scherz“. Ob Jitske Lundgren und Carlien Helmink aus den Niederlanden diese Bedeutung im Hinterkopf hatten, als sie ihr Label Studio JUX tauften, ist mir unbekannt. Sicher ist nur, dass beide mit ihren Kollektionen gute Laune, schöne Mode und soziale Verantwortung gekonnt miteinander kombinieren.
Die Geschichte der beiden geht eigentlich wie folgt: Designerin Lundgren hat auf einer Reise durch Indien einen Färber bei der Arbeit beobachtet, der durch die Verwendung von chemischen Färbemitteln schon fast die Farbe seiner Kleidungsstücke angenommen hat. Dieser Moment war für sie der Auslöser, nicht mehr in der klassischen Modeindustrie arbeiten zu können. Da Jitske Lundgren weiterhin als Modedesignerin arbeiten wollte, blieb ihr nur eines übrig: Studio JUX zu gründen, ansässig in Nepal und den Niederlanden. Komplettiert wird das Team durch Managerin Helmink, die die Geschicke der Marke von Amsterdam aus leitet.
Studio JUX ist Mitglied bei der Fair Wear Foundation und der Clean Unique Association. Beide Zusammenschlüsse bemühen sich um faire Löhne, angemessene Sozialstandards und die Verwendung von biologischen Materialien – ohne allerdings ein eigenes Zertifikat auszustellen. Durch das Leben und Arbeiten in Kathmandu ist Jitske Lundgren allerdings so nah an der Produktion der Kollektionen, dass sie selbst überprüfen kann, ob alle Sozial- und Umweltstandards eingehalten werden. Besser geht es eigentlich nicht. Zudem können die Konsumenten sehen, wer die Kollektion weiterverarbeitet hat, da die zahlreichen nepalesischen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter online vorgestellt werden.
Die Herbst/Winter 2013/2014 Kollektion besticht mit tollen Farben und wunderbaren Lieblingsstücken, die ungern aus der Hand gegeben oder abends über den Stuhl gelegt werden wollen. Zu beachten sind vor allem die Details: Der graue Damenanzug mit Nadelstreifen wurde aus Cotton In Reverse hergestellt, also Baumwolle, die in der Übergangszeit zwischen dem Anbau von konventioneller Baumwolle und dem Anbau von biologische angebauter Baumwolle angepflanzt und geerntet wird. Diese Wolle ist nicht 100 Prozent rein und bekommt deswegen kein Zertifikat, wird aber häufig deswegen auch links liegen gelassen.
Oder auch der Oversized Mantel aus recycletem Garn, dass eigentlich textiler Abfall von japanischen Farbriken ist und von Studio JUX aufgekauft wurde. Dadurch wird nicht nur einwandfreies Material wieder in den Kreislauf eingeführt, es entsteht auch noch ein zeitloses Stück Mode. Diese und weitere Geschichten über die Herbst/Winter 2013/2014 Kollektion gibt es hier nachzulesen. Der absolute Knaller für mich: Der bunte Schal, handgestrickt von nepalesischen Müttern, die dank eines Women Empowerment Projektes Arbeit und Kinderbetreuung unter einen Hut bekommen. Chapeau, Studio JUX!
Text: Alf-Tobias Zahn
Fotos: Marielle van Leewen