Sneaker zu tragen und zu besitzen sind für viele eine Leidenschaft. Instagram ist voll von Sneakerheads, die die neuesten Modelle der Giganten NIKE, Adidas und Reebok präsentieren. Einzige Crux an den Großen der Schuhbranche: Sie sind weit davon entfernt, faire und sozial anständige Produkte zu verkaufen. Greenwashing inklusive. Sneakerenthusiasten, denen aber wichtig ist, wie und wo ihre kicks hergestellt werden, haben leider keine allzu große Auswahl. Zum Glück gibt es aber einige Brands, die sich vor der Herausforderung eines fairen Sneakers nicht scheuen. Dazu zählt auch Ethletic. Die faire Sneakermarke ist seit Jahren am Markt und hat sich für diese Jahr einiges vorgenommen, wie mir Annika Langhagel im Interview verraten hat.
Liebe Anni, Ethletic gibt es seit 12 Jahren. In diesem Jahr habt ihr euch für einen neuen Style entschieden. Wie kam es dazu?
Seit unseren Anfängen mit dem ersten fair produzierten Fußball – das ist in der Tat schon 14 Jahre her! – und den ersten Ethletic-Canvas-Schuhen 2010 hat die Marke sich stark weiterentwickelt, und das wollten wir auch nach Außen hin deutlich machen. Für die aktuelle Sommer-Saison 2018 haben wir einige neue Modelle im Programm, die vom Design her viel eigenständiger sind als unser Klassiker, der Fair Trainer … den wir nach wie vor lieben und pflegen werden, keine Frage! Doch was wir planen ist, die Evolution des Sneakers vom einfachen Leinenschuh bis hin zum funktionalen Sportschuh mit nachwachsenden Rohstoffen nachzuvollziehen.
Dabei werden wir auch weiterhin beliebte Schuhformen „zitieren“, jedoch mit einem ganz eigenen Style und Schriftzug – und für diesen Schritt erschien uns ein neues Branding angesagt, eines, das anziehend auf junge Menschen wirkt, auf eine mode-affine Zielgruppe, die einfach auf gute Sneaker steht – und dann gern entdecken darf, dass es solche auch in „ethisch korrekt“ gibt, und genau dafür steht unser neuer Style und das neue Logo. Ich will nicht zu viel verraten, aber im kommenden Jahr gehen wir hier sogar noch einen Schritt weiter, es bleibt spannend.
Der Sneakermarkt ist hart umkämpft. Wo siehst du die Lücke, die Ethletic schließen kann?
Turnschuhe, die toll aussehen und die man gleichzeitig mit gutem Gewissen tragen kann: Diese Mischung kommt an, das spüren wir. Trotz unseres minikleinen Marketingbudgets schaffen wir es, die wachsende Gruppe deren, denen es nicht egal ist, was sie konsumieren, zu erreichen. Und das freut uns sehr! Manche unserer Kunden achten besonders auf eine „tierleidfreie“ Herstellung, anderen ist der Aspekt des Fairen Handels am wichtigsten, wieder anderen die nachhaltigen Rohstoffe und der Umweltschutz – und manchen alle drei Eigenschaften unserer Schuhe, also fair, vegan und nachhaltig. Wir sind ein kleines Unternehmen und unseren Kunden unendlich dankbar, dass sie unseren Weg unheimlich treu begleiten und unterstützen – so kam auch der Begriff der „Fair Family“ auf. Menschen, die Sneaker mit einer Geschichte zu schätzen wissen … einer Geschichte, an der wir mit unseren Kunden gemeinsam arbeiten. Das ist unsere „Lücke“.
Ihr habt 2010 den ersten Fairtrade-zertifizierten Sneaker herausgebracht, arbeitet viel mit Bio-Baumwolle und Naturkautschuk. Mit welchen anderen Materialien arbeitet ihr bzw. würdet ihr gerne einmal arbeiten?
Die beiden genannten Rohstoffe sind für uns das A und O, und wir versuchen, alles, was möglich ist, aus diesen Materialien herauszuholen. So haben wir ja zum Beispiel für 2019 ein neues Fersenpolster entwickelt, das aus Latexschaum aus unserem FSC-zertifizierten Naturkautschuk besteht. So kommen wir ohne Synthetik aus. Im kommenden Jahr zeigen wir auch Modelle mit mit einem Materialmix aus Baumwolle und SDRF (Sawdust Rubber Fabric), bestehend aus Biobaumwolle, Naturkautschuk und recycelten Sägespänen. Unsere Designerin Johanna Balzer beißt sich da gerne die Zähne dran aus, wie sie sagen würde.
Eine unserer größten Herausforderungen: Den Kundenwunsch nach Sneakern, die „wetterfester“ sind, zu erfüllen. Plastik kommt für uns da ebenso wenig infrage wie Bienen- oder Paraffinwachs. Da tüfteln wir noch! Wie beobachten natürlich auch neue Entwicklungen wie Ananasleder, Pilzleder und andere, möchten jedoch auch in Zukunft auf unsere transparenten und fairen Lieferketten aufbauen und dabei in einem erschwinglichem Preissegment bleiben. Unser nächster Schritt ist nämlich der komplett kompostierbare Sneaker, den wir dem Naturkreislauf wieder zuführen wollen, über ein Pfandsystem … und da sind wir schon sehr dicht dran!
Welches Eco Fashion Label passt aus deiner Sicht am besten zu Ethletic?
Oh, da würde ich keines ausschließen wollen! Wir sehen vor allem auf Instagram viele, viele gelungene Kombinationen, wobei wir uns auch besonders freuen, wenn jemand Second-Hand-Stücke total fashion forward kombiniert, das ist ja eine Kunst für sich und zeigt, dass es nicht immer etwas Neues sein muss. Labels, die mir persönlich besonders gut gefallen, sind zum Beispiel JAN ‚N JUNE, Tizz & Tonic, Underprotection oder Mandala Yogawear – und auch die neue, modisch etwas „gewagtere“ Linie von Vorreiter Armedangels mag ich sehr. Und da Sneaker sich ja zu allem stylen lassen, gibt es absolut keine Geschmacksgrenzen!
Interview: Alf-Tobias Zahn
Fotos: Ehtletic (Produkt) / René Zieger (Outfit)
Für die Aufnahmen in Hamburg wurden mir mehrere Sneaker von Ethletic zur Verfügung gestellt. Hiro war mein Favorit, den ich nach dem Shoot auch behalten habe.