Ich gebe zu, dass ich beim ersten Gedanken doch kurz schmunzeln musste und nicht ganz wusste, was mich da erwartet. Denn: Kleidung aus altem Kaffeesatz klingt nun wirklich nicht besonders stylisch. Zumindest habe ich jetzt nicht an einen Flat White aus einem Neuköllner Hipster-Café gedacht. Doch nach mehreren Wochen des Ausprobierens und Tragens gebe ich heute gerne zu: Das mit dem Kaffeesatz ist eine richtig gute Idee!
Doch warum geht es konkret? Ich bekam die Anfrage, eine neue Unterhose von Björn Borg zu testen. Das Unternehmen, benannt nach einem der größten Tennisspieler der Welt und mir schon seit Tennis-Jugendzeiten bekannt, ist keinesfalls ein durch und durch nachhaltiges Unternehmen, kein Prototyp für Slow Fashion. Aber man muss Björn Borg zu Gute halten, dass sie mit B.Tomorrow ihre Bestrebungen und Aktivitäten zum Thema „Nachhaltigkeit“ transparent veröffentlichen und bereits seit Jahren auf dem Materialsektor nicht nur mit konventionell angebauter Baumwolle arbeiten (sondern auch mit zertifiziertere Bio-Baumwolle, BCI-Baumwolle, TENCEL™ sowie einigen Recycling-Fasern). Ein Player auf dem Weg zu einem deutlichen Mehr an Nachhaltigkeit, könnte man zusammenfassen. Interessant an der Anfrage war für mich, S.Café® auszuprobieren.
Unterwäsche aus S.Café®
Seit Herbst 2019 bietet das Unternehmen Boxers aus diesem neuen Material an. S.Café® ist eine Mischfaser, also ein technischer Faserverbund aus recyceltem Kaffeesatz und mit recyceltem PET-Anteil. Recycelter Kaffeesatz bedeutet konkret die Kaffeereste, die in Cafés bei der Zubereitung von den verschiedensten Kaffeevarianten nach Wasserdurchlauf entstehen. Kurz gesagt: Abfall. Aus diesem nicht mehr genutzen Naturprodukt lässt sich durch die Beimischung von recyceltem PET eine Faser entwicklen, die Gerüche hemmt und ein angenehmes Tragegefühl auf der Haut ermöglicht.
Ehrlicherweise trägt es sich auch nach mehrmaligem Waschen deutlich angenehmer als eine Buxe aus reiner Baumwolle. Durch die Materialkombination trocknet die Faser im Vergleich zur Baumwolle auch deutlich schneller und reflektiert auch UV-Strahlung (weitere Infos dazu gibt es auf der Website des Outdoor-Hersteller Schöffel, der bereits einige Produkte aus dem neuen Material im Sortiment hat).
Meine Erfahrung mit Kaffeesatz
Nachdem ich die beiden zur Verfügung gestellten Boxers in den letzten Wochen intensiv getragen und gewaschen habe, finde ich vor allem die weiterhin bestehende Stabilität des Materials ausgesprochen gut. Die schnelle Trocknung der Unterhose ist ein weiterer Vorteil. Richtig gut finde ich zudem die Passform der Boxershorts mit etwas längeren Beinen und den wirklich hohen Tragekomfort. Insgesamt eine absolut runde Sache.
Mein Wunsch an Björn Borg
Was ich mir noch wünsche würde, ist, dass zum einen das neue Material auch im Online-Shop des Unternehmens auswählbar ist (Stand 4.2.2020: aktuell nicht als Filterkategorie auswählbar) und zum anderen das Unternehmen sich sukzessive aus der Produktion von konventionell angebauten Materialien zurückzieht und voll auf die Karte „Nachhaltigkeit“ setzt. Erst an der Erfüllung von Selbstverpflichtungen wird man erkennen können, wie ernst die geäußerten Absichten wirklich sind. Der Schritt mit S.Café® geht auf jeden Fall schon in die richtige Richtung.
Transparenz:
Björn Borg hat mir zwei Boxershorts für das Testen des Produkts zur Verfügung gestellt.