Am Wochenende findet in Dresden die Tagung „Mode trifft Moral“ statt. Dort stellt Elke Fiebig die Pilotkollektion ihres Modelabels STILL garments vor. Bereits heute dürft ihr einen Blick auf die Kollektion erhaschen, die ich euch wärmstens ans Herz legen möchte.
Elke arbeitet seit 2011 mit einem eigenen Schnittsystem, das annähernd „zero waste“ ermöglicht. Heißt konkret: Die Schnittabfälle in der Produktion der einzelnen Kollektionsteile wird fast auf ein Minimum reduziert. Im Mittelpunkt ihrer Arbeit stehen textile Techniken und natürliche Färbeprozesse. Unübersehbar ist ihre ganz eigene Handschrift, die die Techniken und Färbeprozesse mit einer zeitgemäßen Ästhetik verbindet.
Nachhaltigkeit ist der Kern- und Leitgedanke ihres Labels. Tief beeindruckt und berührt von einer Reise nach Bangladesch, entwickelte sie das Konzept von STILL garments. Die Linie verfolgt Slow-Fashion-Ideale und den Respekt für Menschen und Umwelt. Sie erfüllen heutige Ansprüche in ethischer und ästhetischer Hinsicht und sind über die Saison hinaus relevant.
Die Materialien werden sorgfältig gewählt und kombiniert: ethisch produzierte Stoffe treffen auf vintage-hausgewebte Leinenstoffe, auf Stoffreste aus der Industrie und dazu upcycelt STILL garments Baumwollstoffe. Die Produkte sind überwiegend vegan und zu 100 Prozent frei von erdölbasierten synthetischen Fasern.
STILL garment will langlebige Lieblingsteile gestalten: basierend auf Zero-Waste-Schnitten mit einer ganz eigenen Formensprache, werden alle Teile hochwertig verarbeitet, Details von Hand gestickt und am Schluss einzeln stückgefärbt mit natürlichen Farbstoffen. So ist jedes ein Einzelstück, das die Handschrift derjenigen trägt, die es herstellten. Die Formen sind lässig und eigenwillig elegant, angenehm zu tragen, teils wendbar und vielfach kombinierbar.
„Für mich ist Mode ein Ausdruck unserer Verwobenheit mit der Welt um uns herum, geprägt von Vergangenem und ein Werkzeug, die Zukunft zu gestalten. Ich möchte Kleidungsstücke erschaffen, die tatsächlich getragen werden, jemanden kleiden, und die dabei eine weitere Bedeutung haben, eine Geschichte und Charakter.“
Elke Fiebig, Gründerinnen von STILL garments
Für die Pilotkollektion sind ausschließlich Reststoffe einer großen Produktionsstätte in Dhaka verwendet worden. Dieser „pre-consumer waste“ entsteht am Ende der Fertigung einer bestimmten Stückzahl von, in diesem Fall, Hemden, wenn einige Meter Stoff übrig bleiben. Elke machte daraus in minimal-waste-Schnitten lässig-elegante Lieblingsstücke. Inspiration boten dafür auch bengalische Herrengewänder. Eine hochwertige Verarbeitung macht die Stücke langlebig, die durch „funktionale“ Stickerei ergänzt wurde. Stickerei, die nicht nur ziert, sondern tragende Funktion hat. Nach der Fertigung werden die Stücke handgefärbt. Naturfarben kreieren aus diesen Reststoffen Textilien mit dem STILL garments eigenen Charakter in pudrigen Tönen. Am Ende steht ein Lieblingsstück mit einer Geschichte – über das Textil an sich, die Kultur Bangladesch und der intellektuellen wie handwerklichen Auseinandersetzung der Designerin.
Mode trifft Moral – Tagung fashion@society
Wer Elke einmal hautnah erleben möchte, sollte an diesem Wochenende einmal im Deutschen Hygiene-Museum in Dresden vorbeischauen. Das Museum veranstaltet gemeinsam mit der Bundeszentrale für politische Bildung/bpb die Tagung fashion@society. Die Tagung betrachtet Mode im Spannungsfeld von Markt und Moral. Sie analysiert das Phänomen im Kontext aktueller Zeitdiagnosen zur modernen Konsum- und Wachstumsgesellschaft und diskutiert Möglichkeiten, Probleme und Paradoxien ethischen Konsums. Die Fachtagung ist eingebettet in ein Wochenende über die Licht- und Schattenseiten der Mode, das sich den ethischen Aspekten der Modeproduktion widmet – unter anderem mit einer „grünen“ Modenschau, einer Theateraufführung über die Textilindustrie in Bangladesch und Fishbowl-Diskussionen mit Akteuren der nachhaltigen Textilwirtschaft. Informationen zum Programm des Wochenendes gibt es hier.
fashion@society, 27./28.2.2016, Deutsches Hygiene-Museum, Lingnerplatz 1, 01069 Dresden
Text: Alf-Tobias Zahn
Fotos: Fredrik Altinell