Es gibt manchmal Geschichten, die sind so unglaublich, dass sie kaum wahr sein können. Oder die so schön sind, dass man sich freuen würden, wenn sie wirklich stimmen würden. Bei Kipepeo Clothing trifft beides zu – und die Geschichte ist einfach wahr. Umso großartiger, dass ich sie euch heute einmal nacherzählen darf.
Alles fing an mit einer Zeichnung. Aushilfslehrer Martin Kluck bekommt sie geschenkt, von einem Kind, am letzten Schultag, fernab in Tansania. Als persönliche Erinnerung gedacht, druckte Martin sie auf ein T-Shirt. Doch es blieb nicht nur bei dieser einen persönlichen Erinnerung. Seit 2010 finden weitere Kinderzeichnungen ihren Weg auf T-Shirts und Kindersachen, die zu fairen Bedingungen aus Bio-Baumwolle in Tansania hergestellt werden. Die Baumwolle stammt von einer Kleinbauerkooperative am Lake Victoria. Die Verarbeitung der Baumwolle zu Garn, Stoff, bis hin zum fertigen T-Shirt erfolgt unter ökologischen, fairen und transparenten Bedingungen komplett in Arusha, Tansania.
Ist der so genannte Kipepeo- Cycle bereits gut, geht das Modelabel von Martin Kluck und seinem Team noch einen Schritt weiter und unterstützt durch den Verkauf der Shirts genau die Schulen, an denen die einzigartigen Motive entstehen. Werden beispielsweise im Rahmen des Naturkundeunterrichts „Die Tiere der Serengeti“ besprochen, so werden Elefanten, Nilpferde und Giraffen in den Schulheften festgehalten und landen dann auf den Produkten von Kipepeo Clothing. Das Label unterstützt die Schulen vor allem durch die Bezahlung von Schulgebühren und Utensilien sowie den Bau neuer Gebäude. Alle realisierten Projekte werden auf der Kipepo-Website in Form eines Zeitstrahls dargestellt. So können die Konsumenten direkt nachvollziehen zur Umsetzung welches Projektes der Kauf eines Kipepeo- Produktes beigetragen hat.
Klingt fast zu schön um wahr zu sein? Dachte ich am Anfang auch. Doch dann erzählte mir Martin einfach mal die ganze Geschichte – und ich glaubte ihm jedes Wort:
Als ich nach mehreren Monaten als Aushilfslehrer an einer Grundschule in Tansania nach Deutschland zurückkehrte, stellte ich mir die Frage ob auch ein Student, mit wenig finanziellen Mitteln, etwas in einem der damals ärmsten Länder Afrikas bewegen oder gar verändern kann. Die Erinnerungen an Tansania waren nach meiner Rückkehr allgegenwärtig, genauso wie die Bleistiftzeichnung der damals 7-jährigen Abigail, die sie mir zusammen mit einem Liebesbrief kurz vor meiner Rückkehr nach Deutschland überreichte. Ein kleines Männlein mit riesigem Kopf, ohne Arme und einer Kartoffelnase, daneben die Worte „I Love You“.
Ich druckte diese Zeichnung auf ein T-Shirt um etwas bei mir zu tragen, das mich an die besondere Zeit in Tansania erinnerte. Der Kontakt mit der Grundschule hielt Bestand und so erfuhr ich einige Wochen nach meiner Rückkehr, dass Abigails Eltern ihre Schulgebühren nicht mehr bezahlen konnten. Ich begann das Shirt zu vervielfältigen und zu Gunsten von Abigail zu verkaufen. Der Keller im Haus meiner Eltern wurde zur Druckwerkstatt und innerhalb kurzer Zeit konnte ich Abigail die Schulgebühren für ein Jahr finanzieren.
Im Jahr 2014 machte Abigail ihren Abschluss und besucht seitdem eine weiterführende Schule. Die Freude auf der Schulabschlussfeier war natürlich auch bei uns sehr groß!
Es gibt also noch Geschichten, die wirklich das Leben schreibt und die davon erzählen, dass das große Ganze zwischen Kontinenten, Kulturen und Nationen funktionieren und Vorurteile sowie Hindernisse überwunden werden können. Für das Gute im Leben. Eine Kinderzeichnung kann wie im Falle von Kipepeo Clothing dafür schon der Anfang sein.
Text: Alf-Tobias Zahn
Fotos: Kipepo Clothing