Wie entsteht eigentlich Seide?

Ich habe mir schon desöfteren die Frage gestellt, wie eigentlich die Seide entsteht, die viele Modelabels in ihren Kollektionen verarbeiten – und darüber wenige bis gar keine Informationen preisgeben. Dank meinem Freund Gerrit, der bereits aus dem Färberviertel Hazaribagh beeindruckende und nachdenklich stimmende Eindrücke mitgebracht hat, gibt es heute für euch wieder einen Blick hinter die Kulissen der Modeindustrie. Diesmal konnte er Fotos aus einer Seidenfabrik in Bangladesh mitbringen, die er in der Nähe von Rajshahi machen konnte.

Wie entsteht eigentlich Seide? | Einblicke in eine Seidenfabrik in Rajshahi, Bangladesh | Foto: Gerrit Qualitz | GROSS∆RTIG
Raupen auf Maulbeerbaumblättern vor dem Verpuppen.

Und so funktioniert die Seidengewinnung:

  • Die Seidenraupen sitzen auf Maulbeerbaumblättern, da dies die Leib- und Magenspeise der Raupen ist.
  • Die Raupen verpuppen sich. Interessant dabei ist, dass die Raupe bis zu 300.000 Windungen Seide um sich legt.
  • Noch vor dem Schlüpfen, dem potentiellen Zerstören des Kokons und damit auch der Seide, werden die Raupen durch heißes Wasser oder Wasserdampf getötet. Gerrit beschrieb mir, dass in der von ihm besuchten Fabrik die Raupen zumindest noch gegessen werden, was natürlich nur ein schwacher Trost ist. Dennoch: In anderen Fabriken werden Raupen getötet und einfach weggeschmissen.
  • Der eigentlich Seidenfaden, der sich zu der bekannten glatten Oberfläche verarbeiten lässt, besteht aus bis zu 8 Kokons, der durch eine Art Leim zusammengehalten wird. Nach dem Kochen in Seifenwasser wird die Seide dann zunächst weiß. Das Kochen macht den Faden dünner, geschmeidiger und glänzender.
  • Im Anschluß wird dann dem an sich natürlichen Produkt zum Teil noch Chemie zugefügt, zur Veredelung oder auch zum Bleichen der Seide.

Mehr zum Thema „Seide“ gibt es in einem sehr lesenswerten Wikipedia-Artikel sowie von Heike Scheuer in einem Artikel für Get Changed.

Text: Alf-Tobias Zahn
Fotos: Gerrit Qualitz

 

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Die Seidenproduktion wird oftmals verharmlost und durch den Zusatz „Eco“ zu einem Qualitätsprodukt gemacht. Nach wie vor, ob mit oder ohne Zusatz: es ist mitunter eine der grausamsten Arten, Textilien herzustellen. Und in keinem Fall nachhaltig. Ob die Maulbeerbäume nun mit Pestiziden behandelt werden oder nicht – hier leben und sterben Tiere für die Modeindustrie.

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