Wenn in der Schweiz Kleidung aussortiert wird, landet sie meist in einem Plastiksack. Sammelstelle, Container, weiter nach Osteuropa oder auf den afrikanischen Kontintent – und dort oft auf Deponien. Rund 50.000 Tonnen Altkleider fallen jährlich an, doch nur zwei Prozent davon werden hiervon überhaupt sortiert. Der Rest wird exportiert – mit Folgen für Mensch und Umwelt. Der Basler Verein Fair Fashion Factory (FFF) will das ändern. Sein Ziel: Kleidung lokal wiederverwerten, Produktion zurück nach Basel holen und ein neues Bewusstsein für Mode schaffen.
Um ihre Vision mit Fakten zu unterfüttern, hat die Fair Fashion Factory eine Machbarkeitsstudie gestartet. In der ersten Phase wurden lokale Partner gesucht – von Secondhandläden über Designer*innen bis zu Schneider*innen. Das Echo war positiv: Die Bereitschaft zur Zusammenarbeit war gross.
„Wir waren über das grosse Interesse aus der Bevölkerung positiv überrascht“, erzählt Mitgründerin Anna Cordasco gegenüber der Baseler Zeitung. Man spüre, so Cordasco, dass viele Menschen mehr Verantwortung übernehmen wollen.
In der zweiten Phase folgte der Praxistest: 4,9 Tonnen Altkleider wurden auf dem Franck-Areal in Basel sortiert – mehr als hundert Freiwillige halfen mit. Die Überraschung: Ein grosser Teil der Kleidung war in erstaunlich gutem Zustand. Über eine Tonne der Stücke fanden direkt neue Besitzer*innen.

Basel als Textilstadt 2.0
Die Studie soll nur der Anfang sein. Die Fair Fashion Factory plant eine eigene Strickerei im Klybeck-Quartier. Hier soll industrielles Erbe auf kreative Energie treffen und ein offener Raum entstehen, in dem Designer*innen, Schneider*innen und Studierende zusammenarbeiten, experimentieren und lokale Produktion erproben.
Zudem ist ein Pilotprojekt geplant, bei dem nicht verkaufte Kleidung umgestaltet und neu in Umlauf gebracht wird – als Statement gegen Verschwendung und für handwerkliche Innovation. Unterstützt von Partnern wie der Christoph Merian Stiftung, die das Projekt finanziell trägt, zeigt die Initiative, dass lokale Kreisläufe und ökologische Verantwortung sich nicht ausschliessen müssen.
Eine neue Chance für Faire Mode
Was in Basel passiert, könnte ein Modell für viele Städte sein: Mode nicht als Wegwerfprodukt, sondern als kulturelle Praxis zu begreifen. Die Fair Fashion Factory beweist, dass Nachhaltigkeit Gestaltungskraft bedeutet. Und vielleicht ist das die schönste Modebotschaft überhaupt: Wir können Wertschärtzung über Konsum stellen und die Textilindustrie als Teil einer bewussteren, regionalen Wirtschaft verstehen.
🧭 Update: Wer die Strickproduktion unterstützen möchte, kann dies über ein aktuelles Crowdfunding bei wemakeit machen.
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