„Die kleinen Abenteuer warten täglich auf uns dort draußen“ – Interview mit Elkline

2023 war für die Fair Fashion Szene kein einfaches Jahr. Sowohl im stationären als auch im Online Handel waren die Auswirkungen von reduzierten Konsumentscheidungen im Fair Fashion Segment stark zu spüren. Manche Läden in guter Lage mussten schließen, manche Labels gänzlich aufgeben. Auch 2024 wird kein einfaches Jahr für die Branche. Umso schöner, das Neue Jahr mit positiven Nachrichten zu starten – und meinem Interview mit Elkline, die seit über 20 Jahren schon am Start sind. Wie funktioniert das eigentlich? Was hat sich im Laufe der Zeit alles geändert? Was ist für dieses Jahr in Planung?


Seit 1999 gibt es Elkline. Was hat euch dazu bewogen, vor über 20 Jahren hochwertige funktionale Kleidung produzieren zu wollen?

Elkline Gründer Stephan Knüppel war schon immer begeistert von der langlebigen Qualität der klassischen Workwear Brands. Als aktiver Segler war er viel in der Natur und auf dem Wasser unterwegs und war daher auf der Suche nach Bekleidung, die wetterfest und gleichzeitig langlebig war. Es sollte aber eben keine High-Function für den einen Tag im Jahr auf dem 5.000er Berggipfel sein, sondern Funktionsbekleidung, die jeder im Alltag braucht und täglich trägt, dazu robust und langlebig. Da er das so nicht fand, entschloss sich Stephan, diese Bekleidung mit „Elkline” selbst anzubieten. Ganz am Anfang der Marke standen aber auch robuste Shirts und Sweater im Mittelpunkt, echte Funktionsjacken und Hosen kamen etwas später in die Kollektion.

Wie ist dieser Start gelungen? Wie hat Stephan die passenden Produktionsstätten und Materialien gefunden?

Am Anfang eines Start-Ups steht viel Arbeit. Das war auch für Stephan nicht anders, „seven days a week“ und lange Arbeitstage waren die Regel, inklusive Nudeln mit Sauce als Haupt-Nahrungsmittel und Übernachten im Lager, das gleichzeitig der erste Elkline Shop war. Umso wichtiger war dabei den Spaß nicht zu verlieren und die vielen Freunde, welche die Vision von Bekleidung die lange hält und etwas taugt unterstützt haben und dazu beigetragen haben Elkline zu dem zu machen, was es heute ist.

Instinkt und das richtige Bauchgefühl

Bei der Auswahl der ersten Produktionsstätten waren auch wieder Kontakte zentral wichtig. Besuche auf Messen wie der ISPO, Netzwerke mit anderen Marken in der Outdoorbranche aber am Ende auch einfach Instinkt und das richtige Bauchgefühl nach dem Besuch von Produzenten vor Ort, denn Zertifizierungen von Produktionsbetrieben (z.B. FairWear, GOTS) waren noch nicht in dem Maße verbreitet, wie es heute der Fall ist.

Für welche Werte steht euer Elch symbolisch?

Der lachende Elch war das erste Logo von Elkline und ist weiterhin Kult und Lebensgefühl pur. Er steht für Offenheit, Lebensfreude, Individualität und natürlich die Liebe zur Natur. Auch nach dem Elkline Brand Relaunch im Jahr 2019 lebt der Elch sowohl im neuen Logo, auf den Shirts der Retro Elch Kollektion als auch mit seinen Werten im Elkline Team weiter.

Von welchen Zielen, die ihr euch im Laufe der letzten beiden Jahrzehnte gesetzt habt, musstet ihr euch verabschieden?

Es gab sicher viele Ziele in den letzten Jahrzehnten, die wir noch nicht erreichen konnten oder auch nie erreichen werden. Eines davon ist, hundert Prozent nachhaltige Produkte herzustellen. Die Erfahrung zeigt uns immer wieder, dass Nachhaltigkeit ein Weg ist und wir nie am Ziel ankommen werden, vollständig nachhaltig zu sein. Das gilt sowohl für unsere Produkte, bei denen es immer verschiedene Seiten der Medaille gibt, Kompromisse und bestmögliche Wege gefunden werden, aber eben immer noch Luft nach oben bleibt, um diese noch nachhaltiger zu machen.

Kannst du einen Kompromiss nennen, den ihr eingehen musstet, der aber unvermeidbar war/ist?

Ein gutes Beispiel ist der Einsatz von recyceltem versus konventionelle Polyester. Zum Teil sind Stoffe mit recyceltem Polyester etwas anfälliger für Pilling. Bei unseren Wasch- und Trage-Tests fallen solche Qualitätsunterschiede schnell auf. In diesem Fall entscheiden wir uns dann für den Stoff mit der besseren Langlebigkeit, denn das ist am Ende die nachhaltigere Entscheidung, wenn das Produkt dadurch möglichst lange getragen wird.

Wie bewertet ihr als eine der Pionierinnen in der Szene die letzten Jahre der fairen und nachhaltigen Modeszene? Von welchen Entwicklungen wurdet ihr positiv überrascht?

Dass der Trend, nachhaltigere Bekleidung zu tragen, in der Mitte der Gesellschaft angekommen ist und Second Hand und wiederaufbereitete Bekleidung jetzt so stark gefragt ist, hat in den letzten Jahren eine Dynamik bekommen, die super wichtig für die Entwicklung des Fashion Marktes ist. Weniger kaufen, nur das, was wirklich wichtig ist und man auch gerne trägt und Bekleidung, die nicht mehr gefällt oder passt, zurück in den Bekleidungskreislauf zu geben, ist eine Grundvoraussetzung, damit Mode nachhaltiger werden kann.

Projekt „Second Life by Elkline“

Wir unterstützen diesen Trend seit 2022 mit unserem Second Life by Elkline Projekt, mit dem wir getragene Elkline Winterjacken gegen einen Einkaufsgutschein unkompliziert wieder zurücknehmen, die Jacken professionell wieder aufbereiten lassen und dann einen neuen Besitzer für die Jacken finden. So reduzieren wir den Einsatz von Ressourcen und gehen den nächsten Schritt zur Circular Fashion.

Ihr habt den Deutschen Nachhaltigkeitspreis 2024 erhalten. Was bedeuten solche Auszeichnungen für euch?

Wir haben uns als eher kleine Brand und mit unserem Team von ca. 30 Mitarbeitern extrem gefreut, neben den großen und international bekannten Größen der Bekleidungsbranche nominiert worden zu sein. Das zeigt uns auch, dass unser konstanter Weg hin zu nachhaltigerer Bekleidung mit vielen kleinen und großen Schritten der richtige ist. Umso mehr freuen wir uns für Vaude, denen die Auszeichnung für den Deutschen Nachhaltigkeitspreis in der Textilbranche für 2024 Ende November überreicht wurde, und gratulieren ihnen von ganzem Herzen. Denn Vaude sorgt mit ihrer Bekanntheit dafür, das Bewusstsein für nachhaltige Bekleidung noch stärker zu verbreiten und damit auch kleineren Fair Fashion Brands wie Elkline den Weg zu

elkline ist geboren worden aus der Sehnsucht nach Abenteuern. Welche persönlichen Abenteuer stehen für 2024 auf eurer Bucket List?

Wir sind ein sehr familiäres und familiengeprägtes Team. Wie auch bei unseren Produkten und der Marke Elkline steht also weniger High Function und extreme Outdoor-Abenteuer im Fokus als das Microadventure: Schlafen unterm Sternenhimmel, der Ausflug mit den Kids in den Kletterwald, Stockbrot-Grillen mitten im Winter oder das tägliche Fahrrad-Pendeln mit unserer Urban Bike Fahrrad-Kollektion – die kleinen Abenteuer warten täglich auf uns dort draußen und beginnen vor unserer Haustür.

Danke euch für das Interview.

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