Lichtenberg

Zwischen Beton und Bánh Bao: Ein Spaziergang durch Berlin-Lichtenberg

Lichtenberg ist einer dieser Berliner Bezirke, die man oft übersieht. Zwischen Plattenbauten, Industriearealen und ruhigen Wohnstraßen steckt hier eine Mischung aus Geschichte, Alltag und Weltkultur, die auch bei unserem Spaziergang spürbar ist.

Das Stasi-Museum

Unsere Räder haben wir an der U-Bahn-Station Magdalenenstraße abgeschlossen und sind drei Stunden durch den Kiez gelaufen. Von unserem Startpunkt aus liegt in unmittelbarer Nähe das Stasimuseum im Haus 1 der ehemaligen Zentrale des Ministeriums für Staatssicherheit. Ein Ort, der einen von außen, aber vor allem von innen kalt erwischen kann. Ein Besuch des Museums, der diesmal nicht auf unserem Programm stand, ist definitiv lohnenswert. In den original erhaltenen Büros und Besprechungsräumen wird sichtbar, wie tiefgreifend Überwachung und Kontrolle in der DDR organisiert waren. Die Atmosphäre ist beklemmend, fast surreal – als wäre die Zeit dort stehen geblieben.

Auf dem Weg weiter nördlich bietet Lichtenberg ein abwechslungsreiches Bild: kleine dörfliche Siedlungen, klassische Berliner Plattenbauten, in sich gewachsene Straßenzüge, verlassene Kleinode und viel Industriefläche. Auf einer dieser Flächen findet sich auch, hinter unspektakulären Hallenfassaden, in der Herzbergstraße das Dong Xuan Center.

Das Dong Xuan Center

In mehreren, labyrinthartigen Markthallen reiht sich vietnamesisches Streetfood an Blumenhändler, Friseursalons, Handyshops und glitzernde Stoffgeschäfte aus Indien, Pakistan und Afghanistan. Es riecht nach Pho, Räucherstäbchen und Motoröl. Es ist laut, lebendig, unübersichtlich – und sehr originär.

Natürlich haben wir vietnamesischen Kaffee geschlürft, Baozi aus der Mikrowelle gegessen und den Regen draußen bei den Essensständen abgewartet. Das Dong Xuan Center ist kein durchgestylter Ort, kein hipper Geheimtipp – sondern ein echtes Stück Berlin.

Grünes in Lichtenberg

Lichtenberg zeigt auf engem Raum, was Berlin im Kern ausmacht: Gegensätze, Geschichten und Kulturen, die sich nicht ausschließen – sondern nebeneinander leben. Da darf natürlich Natur nicht fehlen. Neben dem Stadtpark Lichtenberg mit dem wunderbaren Theater an der Parkaue sind wir auf dem Rückweg zu unseren Rädern noch durch den Landschaftspark Herzberge gelaufen. Wie so oft in Berlin braucht es nur wenige Meter, bis man sowohl visuell als auch akkustisch vergessen kann, dass man gerade noch durch einen eng besiedelten und vom Autoverkehr dominierten Bezirk gelaufen ist. Jogger, Skater, Schafe und auf den Bänken sitzende Menschen teilen sich die Flächen, die für das eigene Wohlbefinden so wichtig sind.

Über den Freiaplatz und das Alte Stadtbad Lichtenberg waren wir vor dem Sonnenuntergang wieder zurück an der Magdalenenstraße und ließen den Abend noch gemeinsam ausklingen.


Fotos: René Zieger

1 Kommentar

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Hach, Lichtenberg! Ein Bezirk, der definitiv echt Berlin bedeutet – ohne Fussel. Überwachungsmuseum? Beeindruckend und beklemmend zugleich, wie eine Zeitkapsel aus Sorge. Aber das Dong Xuan Center? Da wird man wirklich von innen warm erwischen! Vietnamesischer Kaffee, glitzernde Stoffe und der Duft von Pho – das ist Leben, unübersichtlich und wunderbar surreal. Kein hipper Geheimtipp, sondern purer Realität mit Streetfood, das einem die Ohren und das Portemonnaie befreit. Ja, Lichtenberg zeigt, dass Gegensätze sich nebeneinander tummeln – und das auch ohne Magdalenenstraße so richtig lebendig ist. Ein Ort, der zeigt, was Berlin so besonders macht: total durcheinander, aber irgendwie richtig.app đếm ngược ngày sinh nhật

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