Ich blogge seit über 10 Jahren und habe immer davon abgesehen, ein Life Update zu verfassen. Hauptgrund war immer, dass ich dachte, dass mein eigenes Leben gar nicht im Vordergrund stehen soll und ehrlicherweise auch gar nicht so spektakulär ist. Das ist es auch weiterhin nicht, aber ich habe das Gefühl, mit euch zu teilen, was Home Office und Home Schooling – und auch Home Blogging – während der Covid-19 Pandemie eigentlich für mich bedeutet. Vielleicht findet ihr euch in manchen Dingen wieder, vielleicht habt ihr noch weitere Ideen, vielleicht finden ein paar positive Gedanken zu Corona den Weg in eure Gedanken.
Schon vor dem Beginn dieser Woche haben wir im Studio GOOD entschieden, ins Home Office umzuziehen. Für mich bedeutete das, meinen Laptop und einen großen Bildschirm mit nach Hause zu nehmen – und einen Bürostuhl. Meine Kolleginnen nahmen ihre iMACs entweder direkt mit oder bekamen ihr Arbeitsgerät nach Hause gebracht. So machten wir schon am Freitag letzter Woche eine Trockenübung, die jetzt zur Routine geworden ist.
Woche #1
- Montag: Der Wochenbeginn war noch sehr chaotisch. Christina und ich arbeiten beide von zuhause – und Ava durfte ebenfalls nicht mehr in die Schule gehen. Doch wie organisiert man sich in diesem neuen Alltag zuhause? Ja, man kann noch auf den Spielplatz gehen – aber mit der viel Abstand und eigentlich am besten doch nicht. Ja, man kann natürlich anfangen, die KiKa-Mediathek leer zu gucken, aber doch nicht schon am ersten (von noch vielen folgenden) Tagen. Wir brauchten demnach einen Plan! In der Eltern-Telegram-Gruppe für die Klasse von Ava tauschten wir uns über erste Erfahrungen aus und schrieben abends einmal zusammen, wie wir uns den ersten Abschnitt des Tages vorstellen können.
- Dienstag: Der Plan steht – und wir legen los. Neben dem neuen Home Schooling von Ava durch Christina und mich darf die glücklicherweise für uns noch anfallende Arbeit im Home Office natürlich nicht fehlen. Wir stimmen Telkos und Video-Calls mit unseren Kolleg*innen miteinander ab. Wer nicht arbeiten muss, kümmert sich um Ava und macht mir ihr Deutsch, Mathe, Sport, Kunst – und Pause. Struktur bis etwa 13 Uhr: Das hat uns sehr geholfen.
Auf dem Feld ist Platz
- Mittwoch: Wie lange wir noch außerhalb der vier Wände sein dürfen, wissen wir nicht. Es zeichnet sich aber ab, dass immer noch zu viele Menschen auf zu engem Raum in der Stadt unterwegs sind. In Berlin haben wir das Glück mit dem Tempelhofer Flugfeld: Draußen, weitläufig und für viele Aktivitäten mit Abstand zueinander ideal. Wir treffen uns mit einer Schulfreundin von Ava. Miteinander spielen mit 1,5 Meter ist schwer, klappt aber durchaus. Ich bin überrascht, wie sehr sich 7-jährige bereits an solche ganz neuen Regeln halten können. Nicht immer, aber überraschend häufig und mit viel Verständnis.
- Donnerstag: Nicht immer klappt es, Home Office und Home Schooling miteinander zu vereinbaren. Schon gar nicht gleichwertig. Am Abend machen Christina und ich noch einige Stunden, die tagsüber nicht geklappt haben. Aber die fehlende Zeit ist gar nicht das Hauptproblem, wie ich finde. Für mich ist es eine Herausforderung, neben der Arbeit und der Familie noch mit diesen sich teilweise stündlich verändernden Umständen rund um die Covid-19-Pandemie umzugehen. Wie viele Nachrichten konsumiert man? Wie viel Negatives will man noch lesen und kann das verarbeiten? Wir sind froh, uns als Familien zuhause zu haben. Freunde, die alleine sind, versuchen wir anzurufen oder zu zweit draußen auf einem Spaziergang abzulenken. Denn: Alleine Home Office zu machen ist eine verdammt große Herausforderung.
- Freitag: Die erste Arbeits- und Schulwoche ist vorbei – wir haben von Avas Klassenlehrerin aus der Rosa-Parks-Grundschule neue Materialien bekommen und können sie auch digital erreichen. Das Angebot verstetigt sich und unterstützt uns Eltern darin, trotzdem unserem Kind gerade den Wunsch zu erfüllen, etwas zu lernen: Rechnen, Schreiben, Lesen, Kreativ sein. Und doch freuen wir uns ehrlicherweise auch auf das Wochenende, denn: Es stehen zwei Geburtstage an!
Unser Geburtstags-wochende
- Samstag: Wie feiert man eigentlich Geburtstag, wenn man sich nicht mit vielen Freunden physisch treffen kann? Christina feiert ihren Geburtstag – und es wird gut. Am Vormittag sind wir in unserem Gemeinschaftsgarten und machen was an unserem Beet. Für den Garten haben wir einen Kalender eingerichtet, damit wir nicht zu viele Menschen gleichzeitig unsere Beet beackern und den weitläufigen Garten auch mal genießen können. Das funktioniert bislang gut. Am Abend legen Freunde von uns für Christina auf, streamen über Facebook Live ihr DJ-Set und über Google Meet wählen wir uns mit unseren Freunden zusammen, um etwas Zeit miteinander zu verbringen. Wir prosten uns zu, quatschen, feiern und merken – auch in dieser Form der freudnschaftlichen Gesellschaft kann man gut feiern und nicht alleine seine.
- Sonntag: Ein Geburtstag kommt bei uns nicht alleine. Ich bin heute 38 Jahre alt geworden und bekomme einen wunderbaren Käsekuchen gebacken. Wir fahren noch einmal in den Garten und tanken Sonne. Am Nachmittag mache ich mit zwei Freunden noch einen langen Spaziergang durch die Stadt, mit Abstand zueinander, die Menschenmassen (!) umgehend, die den Sonntag nicht zuhause verbringen wollen. Wir schütteln den Kopf beim Anblick von wirklich vielen Menschen, die eng nebeneinander sitzen oder laufen und wirklich keinen Abstand einhalten. Warum, Leute, warum? Kaum bin ich wieder zurück, erfahren wir, dass ab sofort nur noch ein Treffen zu zwei oder mit der eigenen Familie oder den Personen im eigenen Haushalt zugelassen werden. Es ist vermutlich die richtige Entscheidung, aber natürlich auch ein harter Einschnitt. Von meinen Arbeitskolleg*innen bekomme ich leckere Donuts geliefert, die vor unserer Wochnungstür auf mich warten. Danke, ihr Lieben. Es ist ein wirklich anderer Geburtstag, aber er ist auch gut.
Was ich diese Woche geschafft habe
- Ich habe endlich den neuen Fahrrad-Klappsitz angebracht, damit Ava auch mal nicht selber fahren muss
- Wir haben angefangen, in unserem Hof das Laub zu entfernen
- Ich habe gemeinsam mit Ava über die Anton App viel über Äpfel und das wetter gelernt
- Mittags (und häufig auch abends) kochen wir – mehr als jemals zuvor
- Wir haben einen Supermarkt gefunden, der sehr stark auf Hygiene achtet und der groß genug ist, anderen wirklich aus dem weg gehen zu können. Wir wollen maximal 2 Mal die Woche einkaufen gehen
- Unsere Serie in dieser Woche: „Ich schweige für dich“ auf Netflix
- Wir machen Sport mit Alba Berlin
Wie ergeht es euch? Postet gerne eure Gedanken als Kommentar oder schreibt mir über die diversen digitalen Kanäle.
Porträt: © René Zieger
2 Kommentare
KommentierenHej, alles Gute nachträglich zum Geburtstag lieber Alf.
Viele Grüße vom Dorf!
Hier ist definitiv der größte Unterschied das gemeinsam gekochte Mittagessen.
Allet Jute euch beiden zum Geburtstag. Wir machen auch Sport mit Alba, und gemeinsam mit der ganzen Familie Yoga! Und kochen zweimal am Tag – Homeschooling ist jetzt auch Kochunterricht! Wie macht man eine gute Tomatensauce? Wie macht man Polenta? Und die nette Nachbarin hat einen Stickrahmen und Garn an die Tür gehängt und dem Kind per FaceTime die erste Anleitung zum Sticken gegeben. Die Nachbarn stellen Suppe vor die Tür. Und Samstag Abend ging es in die virtuelle Bar mit den Freunden, mit Discolicht und Drinks via Zoom. Wir erleben echt viel Gemeinschaft gerade!