Was hat dieser Trolley mit unserem Konsumverhalten zu tun? Er steht symbolisch für insgesamt 19 Kilo Kleidung, die Europäer*innen im Jahr 2022 gekauft haben. Das ist mehr als ein ausgewachsener Dackel oder ein Kasten Wasser – und satte 2 Kilo mehr als noch 2019. Die Europäische Umweltagentur (EEA) hat diese Zahl in ihrem Bericht vom März 2025 veröffentlicht und damit einmal mehr gezeigt: Unser Modekonsum kennt keine Pause und kein echtes Maß.
Es ist natürlich kaum verwunderlich, wenn Größen wie Shein und Temu in den europäischen Markt drängen. Doch deren Wachstumszahlen aus den zurückliegenden Jahren sind im Erhebungszeitraum noch nicht einmal berücksichtigt. Wir müssen demnach davon ausgehen, dass vergleichbare Zahlen für die Jahre 2023 und 2024 noch steigen werden. Da werden die aktuellen Bemühungen der Europöischen Union kaum ausreichen. Sicher ist: Da wird dann noch nicht einmal mehr ein handelsüblicher Trolley für unsere Neuwaren im Kleiderschrank ausreichen – und das pro Jahr!
Das grundsätzliche Problem mit unserem Modekonsum
Laut EEA steht die Textilbranche auf Platz fünf der klimabelastendsten Haushaltsposten – gleich hinter Ernährung, Wohnen und Mobilität. Rohstoffe, Wasser, Land, Energie – alles fließt rein in die Modeproduktion. Und wieder raus, in Form von Emissionen, Abwässern, Mikroplastik. Selbst unsere Waschmaschine ist ein Problem: Mit jedem Waschgang synthetischer Kleidung landen winzige Plastikfasern in Flüssen und Meeren.
Was passiert eigentlich mit allem, was wir aus dem Kleiderschrank aussortieren?
Das Ganze endet dann oft im Müll. 6,94 Millionen Tonnen Textilabfall allein in der EU im Jahr 2022 – das sind 16 Kilo pro Person. Davon wurden 85 % nicht einmal separat gesammelt und somit meist verbrannt oder deponiert wurden. Übersetzt heißt das: Tonnenweise Kleidung wird einfach verbrannt oder auf Deponien verfrachtet, statt wiederverwertet zu werden. Klimafreundlich ist anders.
In Bangladesch, dem zweitgrößten Bekleidungsexporteur der Welt, entstehen jährlich zwischen 400.000 und 500.000 Tonnen Textilabfälle (weitere Hintergründe hierzu auf der Website des Europäischen Parlaments). Lokale Unternehmen wie Recycle Raw investieren in Recyclingtechnologien, um diesen Abfall zu reduzieren und gleichzeitig Arbeitsplätze zu schaffen.
Es geht auch anders – aber wollen wir das auch?
Die EU hat zumindest erkannt, dass sich was ändern muss. Ihre neue Textilstrategie will Produkte langlebiger machen, besser reparierbar und recyclingfähig gestalten. Die Rahmenbedingungen, die sich Unternehmen so oft wünschen, sind dadurch gegeben. Das klingt und ist gut. Aber es ist nur eine der drei Säulen, auf die ein Wandel in unserem Konsumverhalten fußt. Die Unternehmen müssen mitziehen (wie schwer dies ist, sehen wir am Lieferkettengesetz) und die Konsument*innen müssen eine Entscheidung an der Kasse treffen. Nur wenn alle drei Säulen ineinandergreifen, werden wir einen wirklich nachhaltig wirkenden Wandel erzeugen.
Titelfoto von Joshua Woroniecki auf Unsplash